Obsidian als PKM Tool
Viele PKM-Tools, die wir heute für „modern“ halten, basieren auf Ideen, die schon über 80 Jahre alt sind. Vannevar Bush träumte 1945 vom Memex – einem Gerät, das Wissen vernetzt, speichert und durch Verlinkungen erschließbar macht. Ted Nelsons wollte mit Xanadu 1960 daraus ein globales, dezentrales Textnetzwerk machen. Heute leben diese Ideen in Tools wie Obsidian, Roam, Logseq und Tana und weiter – allerdings auf handlichen Bildschirmen.
#Was sind die Anforderungen an ein digitales PKM-Tool?
- Es sollte eine schnelle und flexible Erfassung von Informationen ermöglichen.
Notizen, Gedanken, Aufgaben und Quellen sollten sich unkompliziert und in verschiedenen Formaten (Text, Bild, Datei, Link) erfassen lassen. - Es muss die Vernetzung und Verlinkung unterstützen.
Die Möglichkeit, Notizen miteinander zu verknüpfen (z. B. durch interne Links, Backlinks oder Tags), ist zentral für den Aufbau eines Wissensnetzes. - Es muss Methoden zur Strukturierung und Organisation bieten.
Das Tool sollte verschiedene Organisationsformen unterstützen: Ordner, Tags, Outliner, Boards oder visuelle Darstellungen. - Es muss eine leistungsfähige Suche und Filterfunktionen bieten.
Ein gutes PKM-Tool ermöglicht das schnelle Wiederfinden von Informationen – auch in großen Wissenssammlungen. - Es muss die Bearbeitung und Weiterentwicklung von Wissen ermöglichen und unterstützen.
Notizen sollten sich leicht bearbeiten, ergänzen, umstrukturieren und miteinander kombinieren lassen. - Es muss einen einfachen Export und Interoperabilität der Notizen ermöglichen.
Die eigenen Daten sollten exportierbar und idealerweise in offenen Formaten (z. B. Markdown, Text, OPML) verfügbar sein. - Es muss die Kontrolle und Datensicherheit für die Nutzer sicherstellen.
Nutzer sollten entscheiden können, wo ihre Daten gespeichert werden (lokal, Cloud, verschlüsselt) und wer Zugriff hat. - Es sollte Erweiterbarkeit und Anpassbarkeit ermöglichen.
Plugins, Automatisierungen oder Schnittstellen erlauben es, das Tool an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Fazit:
Ein gutes PKM-Tool ist flexibel, offen, leistungsfähig und passt sich deinem individuellen Arbeitsstil an – nicht umgekehrt.
Wie schon erwähnt, gibt es einige Tools, die das PKM unterstützen. Alle haben ihre Stärken und Schwächen, aber die meisten dieser Tools erfüllen die meisten der genannten Anforderungen. Da ich keines der Tools selbst ausprobiert habe, wären meine Einschätzungen eher aus zweiter oder dritter Hand. Eine schnelle Websuche liefert jedoch einen aktuellen Überblick.
#Warum habe ich mich für Obsidian entschieden?
Bei mir war es eher Zufall, dass ich Obsidian nutze und nun diesen Guide schreibe. Ich suchte ein Tool, mit dem ich Notizen verwalten konnte, um für meine Blogartikel Informationen zu sammeln, aufzubereiten und daraus Artikel zu erstellen. Nachdem ich die Webseiten einiger anderen Notizanwendungen, wie Notion, Roam, Evernote, u.a. durchgelesen hatte, blieb ich schließlich bei Obsidian hängen.
Mich haben die folgenden Ansätze überzeugt:
- Offline-first, Privacy-first: Obsidian ist keine Cloud-Anwendung, bei der meine Daten irgendwo in einer Cloud abgelegt werden. Sie liegen lokal auf meiner SSD.
- Meine Daten gehören mir: Die Daten sind nicht nur lokal gespeichert, sondern auch im Markdown-Format, das auch ohne Obsidian lesbar und weiterverarbeitet werden kann.
- Fokus der Core-App auf ein gutes Grundangebot an Funktionalität: Die Core-Applikation ist schlank und modular aufgebaut. Für zusätzliche Funktionen setzt das Entwicklerteam auf Plugins – sowohl interne als auch vor allem aus der Community.
- Flexibilität statt Dogma: Obsidian schreibt kein bestimmtes PKM-System vor. Zettelkasten, PARA, Bullet Journal etc. – alles ist möglich. Es ist ein Werkzeugkasten, kein fertiges Regalsystem.
- Große Community: Die Community ist groß und sehr hilfsbereit, falls es Probleme gibt – sei es im Obsidian-Forum, auf Reddit oder Discord.
Soweit die positiven Punkte. Es gibt aber auch einige Nachteile:
- Desktop-App nutzt Electron-Framework: Dies wird oft bemängelt, weil das Framework viel Speicher benötigt. Es ist jedoch verständlich, dass ein kleines Team ein Framework verwendet, das auf allen Plattformen läuft.
- Hohe Einstiegshürde: Das wird häufig als Problem genannt, was ich aber nicht so sehe, da die Grundfunktionen eigentlich einfach zu erlernen sind.
- Wenig Komfort – out of the box: Das ist aus meiner Sicht eigentlich ein Vorteil, da die Grundfunktionalität vorhanden ist und das System dann mit den eigenen Bedürfnissen wachsen kann.
- Keine Cloud-First-Erfahrung: Da Obsidian auf lokale Dateien setzt, fehlen die Features einer typischen Cloud-Anwendung. Obsidian bietet mit „Obsidian Publish“ und „Obsidian Sync“ zwei kostenpflichtige Cloud-Services. Außerdem gibt es auch Community-Lösungen.
- Keine Team-Funktionen: Hier zeigt sich der Ansatz der lokalen Datei. Cloudsysteme sind hier sicherlich im Vorteil, da sie es einfacher machen, eine geteilte Umgebung zu schaffen. Andererseits heißt der Ansatz „Personal Knowledge Management“ und nicht „Collaborative Knowledge Management“. Allerdings gibt es mittlerweile ein Absatz in der offiziellen Hilfe mit einigen Hinweisen, wie Obsidian in Teams eingesetzt werden kann.
- Die mobilen Apps: Es gibt sie, das ist schon mal ein Plus, aber sie haben ein unterschiedliches User Interface. Gerade auf meinem iPad finde ich das verwirrend.